In diesem Blog spreche ich viel über Embodiment. Aber wie kann man dieses Konzept und die Ideen dahinter anderen Menschen weitergeben?
Seit diesem Semester unterrichte ich Studenten im Universtitätskonzept genau das.
Ein Kursprotokoll.
Embody
your mind//SoSe‘15
Freitag
Aufwärmen
o
durch den Raum gehen – Fokus auf
die eigene Atmung legen
o
mit den Füßen verschiedene
Gangarten ausprobieren – auf Zehenspitzen, Fersen, Fußkanten gehen
o
verschiedene Emotionen im Gehen
ausprobieren – wie geht ein Mensch, der
traurig, mutig oder verliebt ist?
o
andere Menschen im Raum fokussieren
-> eine Person auswählen, beobachten – zweite Person auswählen – ein
gleichschenkliges Dreieck bilden
è warum:
physisches Aufwärmen, Bewusstsein für den eigenen Körper und die anderen
Gruppenmitglieder schaffen, erstes Beispiel für Embodiment: Gang vs. Emotionen,
nonverbale Gruppenkommunikation (Dreieck)
Einführungsrunde –
Was ist Embodiment für euch? Ideen&Wünsche
o
Film: ExMachina/Film über
Künstliche Intelligenz – ist es möglich KI mit menschlichem Bewusstsein zu
programmieren? – Unser Körper speichert unsere Erfahrungen, Gedanken und
Erlebnisse, die sich in Gang, Ausdruck, Haltung wiederspiegeln.
è Wir
Menschen sind im Einklang mit unserem eigenen Körper „embodied“ und als Ganzes
verbunden mit der Welt „embeded“.
Thema:
Nähe//Distanz//Kontakt
o
Laufen: dabei anderen Menschen kurz
in die Augen schauen
o
vor einem Menschen stehen bleiben –
angenehmen Abstand wählen
o
Abstand variieren – annähern &
entfernen -> 2 Optionen: weit weg stehen
und lange in die Augen schauen oder direkt voreinander stehen „Was ist angenehmer?“
o
mit geschlossenen Augen durch den
Raum gehen, einen Partner anhand des Geruchs finden
o
mit geschlossenen Augen durch den
Raum gehen, einen Partner anhand des Händedrucks finden
è warum:
welche Sinne nutzen wir Menschen, um mit anderen in Kontakt zu treten? Gibt es
einen Unterschied zwischen neuen und bekannten Menschen? Können wir Menschen
zuerst körperlich kennenlernen? Was ist intim?
è Filmausschnitt:
Marina Abramovic – The artist is present (Augenkontakt in der Kunst)
è Raumtheoretisch:
intimer Raum, persönlicher Raum, Begegnungsraum, öffentlicher Raum
Thema:
Anspannung//Entspannung
o
Übung zu zweit: jeder erzählt dem
anderen eine persönliche, ärgerliche Situation – Beobachtung, wie sich der
Körper verhält
o
Beobachtung: einer öffnet eine fest
verschlossene Wasserflasche – welche Körperteile nutzen wir für so eine kleine
Aufgabe? Wo entsteht Anspannung?
o
„Was
sind für euch physische Entspannungsräume?“ ->
Duschen, im Bett liegen, Sport, Musik machen – Momente, in denen wir einen
„Flow“ erleben/ etwas, das wir bewusst erlernt haben und nun unbewusst tun
können zB. Joggen, Klavier spielen.
Samstag
Aufwärmen
o
Energieball: wir werfen imaginäre
Bälle hin- und her – physisches Aufwärmen, Gruppenkontakt
Thema:
Raum – wie nehmen wir den Raum um uns herum wahr?
o
Beginn auf dem Boden: Gewicht
abgeben im Liegen, über den Boden rollen, möglichst viele Körperflächen auf dem
Boden lassen
o
Wege in das Sitzen und in das
Stehen/Gehen finden, Spiel mit den Ebenen welche
Möglichkeiten von Liegen-> Stand sind ökonomisch?
o
Übung „Fallen“ – auf den Boden
fallen lassen, lautlos/weich
o
wenn eine Person fällt, müssen alle
mitfallen + Fallen und Aufgefangen werden
o
Evolutionsspiel: verschiedene
Dynamiken in verschiedenen Ebenen: 1 – toter Mensch, 2 – betrunken, 3 –
spielende Kinder, 4 – Esoterikerin, 5 – Businessmensch, 6 – Adrenalin.
è warum:
Entdeckung des Raumes und des Bodens, Fallübungen: Vertrauen in die Gruppe und
in den eigenen Körper, Austesten von verschiedenen Dynamiken, (auch ungewohnte)
Wege durch den Raum.
è Gangbildanalyse:
spirals, bending, waves & weighting.
è Überlegung:
wie nehmen Kinder den Raum wahr? Fokus auf dem Zentrum, Erwachsene –
Wahrnehmung über die Peripherie, nahe und weite Kinesphäre.
è Aspekt
der Immobilität – zB. in Krankenhäusern
Thema: Gewicht
o
unsere Assoziationen zum Thema
„Gewicht“: dick, Waage,
Aussehen/Attraktivität, sozialer Druck, gesellschaftliche Maßstäbe
o
Übung mit Partner: einer steht,
Augen geschlossen, der andere gibt Druckimpulse in unterschiedliche
Körperregionen, danach: passiver Partner gibt Gegengewicht, aktiver Partner
gibt Impulse, die zur Bewegung führen, Bewegung durch den Raum ->
unterschiedliche Qualitäten von Druck, Gewicht, Impulsstärke, Führen und Folgen
o
Übung: sich selbst gegen die Wand
lehnen, Gewicht abgeben, Auflageflächen spüren, dann Rücken an Rücken mit
Partner – benutzen wir ähnliche
Auflageflächen? Wie ist es, sich an einen Partner anzulehnen? Bewegung
durch den Raum, Rücken an Rücken
è Assoziationen
nachher zum Thema Gewicht: Vertrauen,
Gewicht abgeben, wichtig sein, sich fallen lassen -> positive Wahrnehmungen
è Embodiment:
wir können durch physische Übungen psychische Gedanken beeinflussen
o
Übung: wir legen Gegenstände auf
den Boden, ein Partner führt den anderen Partner (hat die Augen verbunden),
barfuß von Gegenstand zu Gegenstand
è Wahrnehmung
mit ungewohnten Körperteilen ist spannend: Aspekt – Patienten von Menschen, die
sensorische Deprivation erleben zB. Patienten, alte Menschen
è Überlegung:
was berühre ich alles in meiner Morgenroutine? wie viele sensorische Impulse
nehme ich wahr? – die Haut als größtes Organ
è was
berührt uns? Mindmap
è
Tipp: the power of vulnerability//TedTalk/Brene Brown
è Aspekt:
psychische Erkrankungen: Menschen, die psychische Erkrankungen haben sind nicht
mehr so berührbar (psychisch/physisch). Schulung der Berührungswahrnehmung –
„wieder spüren lernen“.
Thema: Vertrauen
o
Übung: Partner geht durch den Raum,
ruft den Namen des anderen, der blind zu ihm hingehen muss. 1. Partner geht
immer wieder weg, bevor der andere ankommt, 2. Partner bleibt stehen, nimmt den
anderen „in Empfang“.
o
Übung: wir gehen zu dritt durch den
Raum – der Mensch in der Mitte hat die Augen geschlossen – folgt, Wechsel im Bewegungstempo.
1. Partner „sprinten“ zu dritt, dann zu zweit, dann alleine mit geschlossenen
Augen, begleitet durch die anderen beiden.
è Impulse:
„Ich habe mich sehr sicher gefühlt,
konnte vertrauen.“ „Es ist schön, wenn jemand deinen Namen ruft, der eigene
Name ist heilig.“
Abschluss: Cool
down mit Partner/Bodywork
Impressionen:
„Ich werde mehr
Zeit auf dem Boden verbringen.“
„Es war so
spannend die Gegenstände auf dem Boden zu entdecken, ich hätte noch viel mehr
Zeit dort verbringen können.“
„Ich werde die
Ideen aus dem Kurs in meinen Alltag integrieren, in kleine Momente, wenn ich im
Bett liege oder esse.“
„Ich habe ein größeres
Bewusstsein für meinen eigenen Körper erhalten.“
Literatur/Online
·
Storch, M., Cantieni, B., Hüther, G., & Tschacher,
W. (2006). Embodiment. Die Wechselwirkung von
Körper und Psyche verstehen und nutzen. Bern: Huber.
·
Schoop, T., Mitchell, P., Keller-Löwy,
W., Schoop, H., Gerig, M., Zieschang, U., & May, P. R. (1981). ---komm
und tanz mit mir!: ein Versuch, dem psychotischen Menschen durch die Elemente
des Tanzes zu helfen. Musikhaus Pan AG.
·
Trautmann-Voigt,
S., & Voigt, B. (Eds.). (2012). Grammatik der Körpersprache: ein
integratives Lehr-und Arbeitsbuch zum Embodiment; mit 18 Tabellen.
Schattauer Verlag.
·
eigener
Blog (Ideen aus der Tanztherapie): www.embody-your-mind.blogspot.de
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